(Ohn)Macht des Subjekts in der Konsumgesellschaft?

In der Wochenzeitung „Der Freitag“ ist von einer Gastautorin über „FairTrade“- und „Bio“-Produkte geschrieben worden. Vor allem geht es ihr um die Desillusionierung eines „Ethischen Einkaufens“ und der Moral in der Wirtschaft, welche durch solche Kennzeichen das Verantwortungsbewusstsein von Unternehmen zeigen sollen (häufig auch als CSR – Corporate Social Responsibility – bezeichnet). Folglich habe der/die einzelne Konsument/in keine reale Macht, sondern diese sei bloße Illusion.

Zitat: „Mit der Forderung, verantwortungsbewusst und ethisch zu konsumieren, werden […] Zusammenhänge verschleiert. Die Schuld wird auf den Verbraucher abgeschoben, während die grundlegenden Strukturen des Systems […] nicht angetastet werden.“

Bedeutet dies einen „Abschied vom Subjekt“, weil die/der Einzelne eh nichts ändern könne (jedenfalls nichts grundlegendes)? Wozu überhaupt noch von „Subjekten“ reden, wenn wir eigentlich nur noch „unmündige KonsumentInnen“ sind? Hieße das dann im Umkehrschluss die Hinwendung zu einem strukturalistischen Denken? Müssen wir also die Struktur analysieren und daraus theoretische und praktische Schlüsse ziehen, weil wir dieser zwangsläufig und allumfassend unterworfen sind? Und würde das nicht sogar für die Politische Theorie und Philosophie bedeuten, dass es nur darum ginge, Macht- und Herrschaftsverhältnisse in den Blick zu nehmen; moralische Aspekte könnten als sekundär abgetan werden?

Schlussfolgerung: Zurück zum Neo-Leninismus!

Raymond Geuss bezeichnet sich selbst als einen Anhänger des Kontextualismus. Politische Theorie und Philosophie sind deshalb bei ihm immer mit praktischen Interventionen verbunden und stehen damit in einem engen Verhältnis mit der Politik. Politik ist konkret, handlungsorientiert und ‚parteilich‘ und Geuss versteht sie als eine Kunst oder ein Können, die politische Urteilskraft verlangen: Welche Modelle, die von der politischen Philosophie formuliert werden können, in welcher Situation anzuwenden sind, welche Möglichkeiten und welche Grenzen sie aufweisen.

Als wesentliches Ziel dieses Buches nennt er die Kritik – und Geuss vertritt eindeutig die Ansicht, dass Kritik nicht positiv oder konstruktiv sein muss. Unter der Annahme der Ideologiekritik, die in einem früheren Teil dargelegt wurde, kann politische Theorie demnach die bestehende Ideologie kritisieren und Machtverhältnisse aufdecken, ohne eine klar formulierte und ausgearbeitete Alternative zu präsentieren. Im Gegenteil: Der Vorwurf an die Kritik, nicht positiv zu sein, kann als Abwehrmechanismus und als Widerstand gegen Wandel verstanden werden. Andererseits weist Geuss darauf hin, Schlussfolgerung: Zurück zum Neo-Leninismus! weiterlesen