How Populism can save European Democracy

Wolfgang Schäuble does not strike us as a very happy person. Indeed the grumpiness of the German Minister of Finance reached new heights after Greek election night. The incoming radical left-wing government in Greece had promised to stop “fiscal waterboarding”[1] and therefore to challenge austerity measures imposed by the Troika and German policy makers.

Later this week Schäuble’s new Greek counterpart Yanis Varoufakis criticized the outgoing government ruthlessly for “huge toxic mistakes”[2] that had been made when austerity measures were negotiated. Alexis Tsipras’s new outspoken Finance Minister, an Essex University graduate shows fighting spirit to tackle financial agreements with the EU right from the very start. Varoufakis is proposing a “pan-European deal to reboot [our] economies.” Does that make Varoufakis a populist? If so, how can we meaningfully talk about populism in this context?

Towards a new populist politics?

Argentinian philosopher Ernesto Laclau has done much work to elucidate this term. For Laclau populism is simply the construction of “the people” – an appeal to unity beyond race, gender or strict class divisions.[3] Populism denotes the construction of a heterogeneous bloc of ‘outsiders’ against ‘the establishment’.

We can observe this rhetoric in Syriza’s campaign. Syriza construed itself as the agent of the poor with their MPs donating 20 per cent of their salary to a fund called “Solidarity for All” that supports grassroot politics.[4] More prominently Syriza is an anti-austerity party rallying against EU imposed measures that force Greece to cut on social welfare and jobs.

Syriza manages to unite a multiplicity of disparate grievances under the common banner of “anti-austerity”. This linkage of different claims and groups is called „chain of equivalence“ in Laclau’s terminology. During Syriza’s campaign this chain got longer as Podemos from Spain and the German party die Linke showed support for Syriza’s ambition. What is crucial here is that Syriza articulates a clear-cut opposition between the ‘underdogs’ (the wretched Greek population, Europe’s lost young generation, anti-austerity grassroot activists and so forth) and the ‘establishment’ (European technocrats, the old political class in Greece etc.).

Populist democracy

Syriza already announced the following measures: reemployment of workers in the public sector that got fired during the crisis, making hospital visits free of charge and granting children from immigrant background Greek citizenship. What is more is that Syriza opened up a discussion over the meaning of “social justice” in Europe. Before Syriza was elected Schäuble and Barroso were ready to acknowledge the hardships that austerity politics brought along. At the same time they insisted that there was no alternative to austerity. Syriza is a game changer as it opened up the imaginary of another Europe (of the people against the hegemony of banks). The austerity-“consensus” shared among European elites is eroding.

 

Save the date: Essex event on Populism

On 12 February at 4pm everybody is invited to Essex University to discuss the future of populist politics at the symposium Populism and Emancipation(s): The political legacy of Ernesto Laclau. High rank members of Syriza and Podemos as well as leading Laclau scholars will be discussing on that day.

[1] J. Henley, ‘Greek PM Alexis Tsipras appoints radical economist to new government’, The Guardian, 27 January 2015, available at http://www.theguardian.com/world/2015/jan/27/greek-pm-alexis-tsipras-economist-yanis-varoufakis

[2] H. Smith, ‘Greece’s new young radicals sweep away age of austerity’, The Guardian, 28 January 2015, available at http://www.theguardian.com/world/2015/jan/28/alexis-tsipras-athens-lightning-speed-anti-austerity-policies

[3] E. Laclau, On Populist Reason (London, Verso, 2005).

[4] E. Xiarchogiannopoulou,’How can the radical left and far-right work together in Greece?’, The Conversation, 27 January 2015, available at how-can-the-radical-left-and-far-right-work-together-in-greece-36787

Offene Textrunde (VI) – Niccolò Machiavelli „Discorsi“

Frohes Neues. Diejenigen unter Euch, die dieser Tage die Gelegenheit zum Bleigießen hatten, haben sich womöglich gerade einmal wieder über das Konzept des Schicksals aufgeregt. Den Lauf des eigenen Lebens oder der Dinge überhaupt als bereits feststehend anzusehen, durch göttliche oder anderweitige Fügung determiniert zu meinen, das kommt einem auf den ersten Blick abwegig vor. Die Handlungen des Einzelnen sind dann egal. Politik ist nicht mehr nötig. Es ist ja eh alles vorher bestimmt; was soll ich mich um etwas sorgen, das eine höhere Macht bereits bestimmt. Offene Textrunde (VI) – Niccolò Machiavelli „Discorsi“ weiterlesen

Thomas Piketty: „Das Kapital im 21. Jahrhundert“

Kein anderes politisches Buch hat in den letzten Jahren für derartige Furore gesorgt wie Thomas Pikettys „Das Kapital im 21. Jahrhundert“. Pikettys zentraler Befund: Im Zuge der kapitalistischen Entwicklung konzentriert sich der gesellschaftliche Reichtum immer stärker in den Händen der Kapitalbesitzer.

Was aber folgt daraus? Kann von Aufstieg durch Arbeit heute keine Rede mehr sein? Erodiert somit letztlich die Legitimationsgrundlage der gesamten kapitalistischen Ordnung?

Darüber diskutieren mit Thomas Piketty zum Erscheinen der deutschen Ausgabe (im Verlag C.H. Beck) im Haus der Kulturen der Welt: die Philosophin Susan Neiman, der Politikwissenschaftler und »Blätter«-Mitherausgeber Hans-Jürgen Urban und der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, moderiert von Mathias Greffrath.

Simultanübersetzung (Deutsch): Lilian-Astrid Geese (Haus der Kulturen der Welt)

Die »Democracy Lecture« der »Blätter für deutsche und internationale Politik« wird in Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt organisiert.

Besprechungen des Buches:

Ekkehard Lieberam: Entschleierte Verhältnisse. Pikettys Ungleichheitsanalyse kritisch gewürdigt, Junge Welt vom 01.09.2014 (Online-Abo notw.)

Georg Fülberth: Die Empirie als Waffe. Thomas Pikettys kolossale Geschichte der Verteilungsverhältnisse im 20. Jahrhundert, Junge Welt vom 08.10.2014 (frei)

Thomas Steinfeld: Rendite schlägt Wachstum, Süddeutsche Zeitung vom 22.04.14

 

Offene Textrunde (V) – Gilles Deleuze ‚Postskriptum über die Kontrollgesellschaft‘

Gilles Deleuzes ‚Postskriptum über die Kontrollgesellschaft‘ ist ein faszinierendes und zugleich etwas kryptisch anmutendes Manifest. Das grundlegende Argument des Textes ist, dass wir uns im Übergang von einem alten Gesellschaftstyp in einen neuen befinden. Dieser neue Typ ist die Kontrollgesellschaft mit ihren besonderen Eigenschaften. Der französische Philosoph schrieb den Text im Jahr 1990, viele von den damals angesprochenen Entwicklungen und Fragestellungen scheinen aber erstaunlicherweise erst heute wirklich relevant zu werden. Ich habe den Text auch deshalb für den Lesekreis ausgewählt, weil mir diese Tatsache zumindest ein bisschen erklärungsbedürftig erscheint. Meine erste und vielleicht grundlegende Frage ist also, warum ein 24 Jahre alter Text so klar bestimmte Entwicklungen benennen kann, etwa die Veränderung der Arbeitswelt, den Zerfall der Institutionen oder die Bedeutung des Computers in allen Lebensbereichen? Gerade der sloganartige Schluss des Textes passt unverändert auf die gegenwärtigen Diskussion über das unternehmerische Selbst und die zunehmende Individualisierung. Doch zurück zum Anfang.

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DNGPS-Fachtagung: Herrschaft und Widerstand

Sozialwissenschaftliche Perspektiven auf umkämpfte Verhältnisse 

4. Fachtagung der DNGPS, 08.-10. April 2015

Herrschaft und Widerstand stehen in einer unmittelbaren Beziehung zueinander. Widerstand kann sich nur gegen Herrschaft richten; Herrschaft sich erst in der Möglichkeit des Widerstandes gegen sie beweisen. Sie scheinen zwei Seiten einer asymmetrischen Auseinandersetzung zu sein, in der die Verhältnisse umkämpft bleiben. Das Spiel zwischen Regierung und Opposition in der institutionalisierten Form westlicher Demokratien ist nur ein Ausdruck dieser Beziehung. Denn auch außerinstitutionelle Konfrontationen auf gesellschaftlicher Ebene gehören dazu. Deutlich wird dieses Wechselspiel im Aufbrechen bestehender Gleichgewichte, wie aktuelle Entwicklungen unmittelbar zeigen: ob bewaffnete Konflikte in Syrien oder der Ukraine, politische Krisen wie in Griechenland, ökonomische Krisen wie die Finanz- und Staatsschuldenkrise der EU oder kollektiver Widerstand wie durch die Anonymus-Bewegung oder Cyberattacken einzelner Hacker. Herrschaft und Widerstand spielen auch abseits von Staaten, Krisen und politischen Institutionen eine Rolle. Wir finden sie in Behörden, Verbänden oder den Familien- und Geschlechterverhältnissen. Herrschaft und Widerstand existieren in den alltäglichen Praxen, sind Teil von Lebensformen und gestalten sogar unser Verhältnis zu uns selbst. Herrschaft besitzt in diesen verschiedenen Kontexten ebenso vielfältige Formen wie der Widerstand gegen sie. DNGPS-Fachtagung: Herrschaft und Widerstand weiterlesen