Geuss-Lesekreis #1: Genug geträumt!

„Politik ist angewandte Ethik.“ (S.11) Das ist der Satz, den Geuss als Leitmotiv in einer Vielzahl von Diskussionen der aktuellen Politischen Theorie erkennt und den er seiner Streitschrift als Gegenstand der Kritik voranstellt. Da er wie alle guten Sätze mindestens doppeldeutig ist, soll zunächst zwischen zwei Lesarten unterschieden werden.

A: Angewandte Ethik in einer annehmbaren, weil unproblematischen, anodynen Lesart

Die erste der beiden Auffassungen von Angewandter Ethik ist nämlich gar nicht zu kritisieren, sondern wird von Geuss durchaus unterstützt. Ihr Tenor lautet: Menschen bleiben immer in ihren Wertvorstellungen gefangen. Weder lässt sich wertfreie Politik betreiben, noch Politik wertfrei untersuchen (vgl. S.11). Ethik ist allgegenwärtig und lässt sich nicht aus Handlungen tilgen. Insofern ist Politik deshalb tatsächlich angewandte Ethik. Das Problem ist jedoch, dass diese Ethik kein einheitliches, fortdauerndes Ganzes ist. Eigentlich ist der Singular bereits irreführend. Wir besitzen kein „übersichtliches und konsistentes System von Einstellungen, Überzeugungen und Präferenzen“ (S.12). Vieles ist uns egal und über noch viel mehr haben wir noch nie nachgedacht. Viele unserer Meinungen widersprechen sich zudem. Interessanterweise ist uns das allzu oft bewusst und trotzdem unangenehm. Wir wären in unserem Denken lieber umfassend konsistent, als nur lokal, obwohl eine ethische Unbestimmtheit sogar Vorteile mit sich bringen kann (vgl. S.13f.).

Noch schwieriger wird es, wenn man berücksichtigt, dass man Positionen im Laufe des Lebens überdenkt und revidiert (vgl. S.15f.). Die ohnehin brüchigen Wertvorstellungen des Individuums ziehen im Einsatz kontinuierlich Erfahrungen nach sich, die wiederum Auswirkungen auf das Wertesystem haben. Wer mit seinen Überzeugungen schreckliche Fehler begeht oder auch bloß von seinen Mitmenschen schräg angeguckt wird, überlegt es sich womöglich anders. Allerdings erstrecken sich diese Entwicklungen des Individuums selbst über das Spektrum von „Lernen, Lernversagen und das Ziehen der falschen Lehre“ (S.17). Es läuft also nichts auf eine richtigere oder fester gefügte Ethik hinaus.

Gesteht man der Ethik die Einschränkungen der Inkonsistenz und der Veränderlichkeit zu, so ist Geuss durchaus einverstanden mit dem Slogan „Politik ist angewandte Ethik“. Aber er bedeutet dann eben auch nicht mehr besonders viel: Menschen unterliegen in ihrem Handeln ihren Vorstellungen vom Guten (vgl. S. 18). Diese Vorstellungen sind bloß kein stabiles System sondern fragile Fragmente. Der Wechsel des Themas mag völlig andere Ansichten enthüllen, der nächste Tag ganz neue mit sich bringen.

B: Angewandte Ethik als abzulehnende, aber oft vertretene „Ethik-hat-Vorrang“-Lesart

Mit der zweiten Lesart identifiziert Geuss diejenige dominante Position in der gegenwärtigen Politischen Theorie, gegen die er sich wendet und deren Schwachpunkte er offenlegen möchte. Es ist möglich, sich ihr in Abgrenzung gegen die anodyne Auslegung anzunähern, indem man die Reihenfolge betrachtet, in der die Ethik zum Einsatz kommt. Es handelt nicht zuerst der Mensch nach (irgendeiner) Ethik, sondern es ist nun zunächst Aufgabe des Beobachters, der den Menschen verstehen will, eine (universale) Ethik zu erarbeiten, anhand derer dann Politik verstanden werden kann, aber auch Politik gemacht werden soll. Die Frage ist also vor allem, „wo man mit der Untersuchung von Politik anfangen sollte“ (S.19, Herv. im Orig.).

Die beiden wichtigsten Merkmale aller Erkenntnisse im Bereich einer so verstandenen Disziplin der Ethik sind „empirische Abstinenz und Systematik“ (S. 20). Die Arbeit vollzieht sich in den reinen Höhen der Metaphysik und erfordert eine Loslösung von der Empirie. Aussagen lassen sich für alle Menschen und zu allen Zeiten formulieren. Geuss‘ zentrale Referenz in der Darstellung ist das Denken Immanuel Kants (vgl. S.20f.), sein Kritikpunkt jedoch ist das beispielhaft aufgezeigte Vorgehen: Erst denken wir das Ideal, dann wenden wir es auf die Wirklichkeit an (vgl. S.22).

C: Programm für eine bessere Politische Theorie in vier Thesen

Was also ändern in der Politischen Theorie? Schauen wir uns Geuss‘ Vorschläge an.

1. Forderung: Seid realistisch! (vgl. S.22ff.)

Politische Philosophie darf nicht ein Ideal suchen, nach dem Menschen handeln und Gesellschaften eingerichtet werden sollen. Stattdessen soll sie sich der Realität annehmen und mit einem realistischen Blick ansehen, was wirklich ist. Es kann zwar durchaus sein, dass Menschen ihrer Vernunft folgen oder dass rationales Verhalten wirklich vorteilhaft wäre (vgl. S.23). Das Ideal an sich hat jedoch keinen Wert für die Erkenntnis. Selbst wenn es überall und zu jeder Zeit Gültigkeit beanspruchen könnte, so wäre damit noch nicht gesagt, dass Menschen es nicht dennoch ignorieren oder missachten würden. Und selbst wenn alle Menschen das Ideal erkennen und ihm folgen würden, hieße das immer noch nicht, dass sich einstellender Friede und Wohlstand auf eben dieses Verhalten zurückzuführen seien und nicht auf etwas völlig anderes (vgl. S.24f.).

Stattdessen fordert Geuss, „[d]ass die wirkliche Motivation im Mittelpunkt stehen soll“ (S. 23, Herv. im Orig.). Warum genau handelt der Mensch so und nicht anders? Verschiedene Ideale können bei dieser Frage eine Rolle spielen und die Vorstellungen, Einbildungen und Ziele der Menschen zu bedenken, ist natürlich auch für den Realismus unumgänglich. Ihnen darf bloß nicht vorab ein erkenntnistheoretischer Wert zugeschrieben werden (vgl. S.25f.).

2. Forderung: Schaut auf das Handeln, nicht auf den Kontext! (vgl. S.26ff.)

Im Anschluss an die erste These, fordert Geuss als Gegenstand der politischen Philosophie das konkrete Handeln ein. Auf einen ersten Blick scheint dieser Wunsch nachvollziehbar: Nur weil der Mitbewohner wochenlang ankündigt zu putzen, heißt das noch lange nicht, dass er es tut. Die fromme Christin mag jeden Sonntag in die Kirche gehen und trotzdem ein schlimmes Verbrechen verüben. Was nützen Lippenbekenntnisse, wenn am Ende etwas anderes dabei herauskommt?

Der von Geuss formulierte Begriff des Handelns ist allerdings sehr weit und umfasst auch Kommunikation und das Deuten der Welt (vgl. S.26). So erfährt ein Atombombentest – um bei Geuss‘ Beispiel zu bleiben – ja erst durch seinen Kontext eine Bedeutung. Es geht nicht um das Experiment selbst, sondern um die militärische Drohung (vgl. S.26f.). Ist dann also der Kontext doch wichtiger als das Handeln? Diese Unterscheidung gehört zu den kniffligen, aber wohl zentralen Punkten der Einleitung.

Tatsächlich besteht Handeln oftmals im Schaffen von Kontext. Aber der Kontext, in welchem dieses Handeln stattfindet, ist viel weniger aussagekräftig als das Handeln selbst. Ob der Antrieb die strikte Orientierung an einem System von „Überzeugungen und Aussagen“ (S.26) darstellt oder viel eher in „Panik, Unachtsamkeit oder Fehlkalkulation“ (S.26) zu erkennen ist, ist nachrangig, wenn man zunächst darauf sieht, was passiert. Die Motivation zu einem Atombombentest kann der Wunsch nach Krieg sein oder die Hoffnung auf Friedensverhandlungen, er kann als innenpolitische Botschaft fungieren oder wirklich nur nach physikalischen Erkenntnissen streben. Erst wenn sie sich im Handeln manifestiert, besitzt sie eine reale Aussagekraft.

3. Forderung: Berücksichtigt die Geschichte! (vgl. S.28ff.)

Alle Handlung findet zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte statt. Um brauchbare Aussagen über Politik zu treffen, muss die historische Situation berücksichtigt werden, in die sie jeweils eingebunden ist. Natürlich ist es möglich und notwendig zu verallgemeinern (vgl. S.28f.), aber je nachdem wie sehr man sich dabei von Raum und (vor allem) Zeit löst, können Aussagen an Wert verlieren. Es ist sicher wahr, „dass alle Menschen essen müssen, um zu überleben“ (S.29), aber der politische Wert dieser Feststellung, ist zweifelhaft. Wirklich brauchbar wird sie erst dann, wenn sie historisch eingebettet wird und auch Erkenntnisse über Art, Ursprung und Verzehr der Nahrung erlaubt. Wie sehr dabei realistisch – also an der historischen Wirklichkeit – gearbeitet werden muss, ist fraglich (vgl. S.30). Fest steht für Geuss nur, dass der Versuch einer möglichst umfassenden Abstraktion nicht mehr zum Verständnis der Politik beitragen kann, sondern es viel eher verstellt (vgl. S.30f.).

4. Forderung: Bedenkt, dass Politik nicht Theorieanwendung ist! (vgl. S.31ff.)

Die letzte These, die Geuss der Angewandten Ethik im Sinne von „Ethik-hat-Vorrang“ entgegenhält, klingt ein mal mehr zunächst vertraut. Politik ist nicht Theorie, sondern besser vorstellbar als die „Ausübung eines Handwerks oder einer Kunst“ (S.31). Es ist nicht möglich alles voraus zu planen, sondern man muss auf die dauernden und unvorhersehbaren Änderungen in der Umwelt angemessen reagieren können. Theorie und Praxis fallen eben gravierend auseinander. Die Ministerin, die vom Philosophen erklärt bekommt, wie die ideale Gesellschaft auszusehen habe, wird kaum zum Kopfschütteln kommen, so sehr muss sie mit ihren Gedanken schon wieder woanders sein. Ihre Kompetenz liegt eben darin, dass sie sich unter großer Unsicherheit und ohne Patentrezept durchgesetzt hat (vgl. S.32).

D: Das gezielte Verwischen von Sein und Sollen

Zum Abschluss seines Einleitungskapitels greift Geuss einem Kritikpunkt der Denker in der Tradition Kants vor: Alle seine Einwände und Forderungen – so Geuss‘ potentielle Gegenspieler – würden auf dem Fehler einer unzureichenden Unterscheidung „zwischen Sein und Sollen, zwischen Tatsache und Wert und zwischen dem Deskriptiven und dem Normativen“ (S.32) beruhen. Eben diese Differenz zu verwischen ist jedoch das Ziel von Geuss‘ Streitschrift. Je nach Kontext einer Untersuchung wird die zweifellos immer verfügbare Sein-Sollen-Trennung anders ausfallen. Sie ist nicht unnütz, aber relativ und deshalb zu Unrecht als Weg der Erkenntnis ausgelobt worden (vgl. S.33f.). Diese „ausgetretene[n] Heerstraße der analytischen politischen Philosophie“ (S.34) zu verlassen mag unser Projekt für die kommenden Wochen sein.

Geuss, Raymond, 2011: Kritik der politischen Philosophie. Eine Streitschrift. Hamburg.

3 Gedanken zu „Geuss-Lesekreis #1: Genug geträumt!“

  1. Lieber Malte,

    danke für deine sehr schöne und sehr treffende Zusammenfassung. Damit ist der Lesekreis fulminant gestartet! Ich habe eine kurze Anmerkung zu deiner Vorlage und dann würde ich einfach nochmal drei Ideen bzw. Fragen runterschreiben, die mir beim Lesen gekommen sind.

    Kurz zur Anmerkung: Die zweiten Forderung Geuss‘ lautet: Schaut aufs Handeln und dessen Kontext, nicht auf die Überzeugungen. Er unterscheidet nicht zwischen Kontext und Handeln, sondern zwischen Handeln/Kontext und Überzeugungen. Genau das behandelst du ja mit deinen ausgeführten Beispielen eigentlich auch sehr gut, von daher ist es wirklich nur eine kleine Anmerkung. Da seine Einleitung ja schon sehr gegen den Kantianismus geht, ist diese Forderung auch relativ intuitiv: Bei Kant heißt es ja sinngemäß, solange du aus der richtigen Überzeugung handelst, ist es auch nicht so wild, wenn am Ende nichts Gutes raus kommt. Geuss sagt dann ja etwas verkürzt: Die Überzeugung ist weniger wichtig als die konkrete Handlung und was am Ende passiert.

    Dann einfach nochmal drei Ideen oder vielmehr Fragen ,die mir beim Lesen gekommen sind und die vielleicht im Laufe des Buches beantwortet werden.

    1. Das von Geuss als anodyne Lesart bezeichnete Ethik-Verständnis nimmt meiner Ansicht große Anleihen von Judith Butlers ‚Kritik der ethischen Gewalt‘. Da er Butler nicht zitiert, nehme ich an, dass er die Schrift entweder nicht kennt, oder aber für nicht relevant hält. Ich fände es spannend, im Laufe der Lektüre zu schauen, in wie weit beide hier unterschiedliche Positionen vertreten. Klar, Geuss geht es darum zu sagen: Die Idealtheorie hat nichts mit der tatsächlichen Welt zu tun. In Wirklichkeit ist alles voll von Kontingenzen, Verwirrungen und Unbestimmtheit. Deshalb hat die Ethik ja auch keinen absoluten Vorrang, sondern wir Ändern unsere guten Gründe, sind uns ihrer garnicht bewusst, etc. Damit deutet sich ein bisschen das an, was Butlers großes Argument in der ‚Kritik der ethischen Gewalt‘ ist: Die Anerkennung dieser ‚allgemeinen‘ Unbestimmtheit ist bei ihr schon der erste Schritt zum ‚guten‘ d.h. ‚ethischen‘ Handeln. Ich würde, sollte dieser Aspekt in den weiteren Kapiteln nochmal auftauchen, noch ein paar weitere Gedanken dazu entwickeln wollen und vielleicht schauen wo die Stärken beider Ansätze liegen.

    2. Geuss sagt ja auf Seite 21 sinngemäß, dass Kant ethisch völlig universell argumentiert. Das ist natürlich richtig, spannend wäre für mich aber nochmal der Bezug zu Schriften Kants, bei denen dieses Verhältnis weitaus ambivalenter ist. In ‚Was ist Aufklärung?‘ konstatiert Kant ja bekanntermaßen, dass auch die Aufklärung ein geschichtlicher Prozess sei und sich demnach auch unsere vernünftigen Urteile weiter entwickeln. Geuss braucht hier natürlich auch die Zielscheibe des Kantianismus, trotzdem bin ich noch gespannt, wie differenziert dieses Bild am Ende des Lesens ist.

    3. Auf den Seiten 22 bis 23 ist noch nicht so ganz ersichtlich, ob sich Geuss nur auf Rawls ‚stürzt‘ oder mit dem Geschriebenen auch andere Autoren meint. Die Kritik, die Geuss gegen die (rawlsche?) Idealtheorie erhebt, lautet, diese betrachte nicht „was die Menschen in dieser Gesellschaft wirklich bewegt“ (23), sondern begnüge sich mit irgendwelchen abstrakten Universalmenschen. Auch wenn die ‚Richtung‘ der Kritik stimmt, passt sie noch nicht ganz auf Rawls. Der fordert ja selbst mit seiner Theorie keinen idealen (neuen) Menschen zu erzwingen – ein wenig antikommunismus schwingt da wohl mit – sondern vom ‚Menschen auszugehen wie er ist‘ (Recht der Völker). Auch behauptet Rawls im Vorwort zum Politischen Liberalismus gegen seine Kritiker, dass seine Vorstellung schon ein bisschen ‚historisch‘ sei. Er führt seine Konzepte dann etwas diffus auf die Reformation zurück, etc. Auch hier ist für mich spannend wie differenziert Geuss‘ Kritik am Ende wird.

    Also, danke nochmal an Malte und ich freue mich sehr, dass der Lesekreis an den Start gegangen ist.

    Viele Grüße,
    Jano

  2. Das ist wahrlich ein gelungener Auftakt. Ich selbst kam leider noch nicht dazu, den ersten Teil in Gänze zu lesen, werde dies aber nachholen und mich dann ggf. noch mal äußern.

  3. Hallo,

    vielen Dank auch von meiner Seite für deinen Beitrag, Malte! Ich finde ebenfalls deine Zusammenfassung sehr gelungen; gerade vor dem Hintergrund der Erstmaligkeit dieses Lesekreises und des ungewohnten virtuell-schriftlichen Umgangs.
    Zum inhaltlichen kann ich leider nicht zum direkten-indirekten Verweis auf Butler sagen, da mir diese Schrift (noch) nicht bekannt ist. Ich stelle jedoch im Folgenden eine These auf, die an die Punkte zwei und drei in etwa anknüpft. Die Unterscheidung Geuss‘ ist, so meine These, zwar begrifflich neu, aber bewegt sich doch auf der „ausgetretenen Heerstraße“-Debatte von Liberalismus und Kommunitarismus.

    Er kritisiert, mit Bezug auf Kantianismus und „Idealtheorie“, Liberalismustheorien, die versuchen moralische Prinzipien zu entwickeln, welche universell gültig sein sollen. Dabei gehen sie vom Individuum und seinen Rechten aus. Politik im engeren Sinne scheint hingegen relativ unwichtig, weil Moral universeller und beständiger ist (als die Alltagspolitik). So würde ich Geuss‘ Kritik unter „Kritik des Liberalismus“ subsumieren.
    Mit Kommunitarismus hingegen kann sich Geuss „abfinden“, was sich an Geuss‘ Bezeichnung „anodyne Lesart“ festmachen ließe. Ein Anodynum ist die veraltete Bezeichnung für ein „schmerzstillendes Mittel“. Es wird jedoch im Englischen auch im Sinne von „blandly agreeable“ (=vage zustimmbar) benutzt (siehe wikipedia). Sprich, er vertrit diese Lesart nicht unbedingt, aber kann ihr einiges abgewinnen. So hebt er selbst hervor, dass menschliches Handeln meist nur im lokalen Kontext überhaupt konsistent sei (S. 13) und macht so den Bezug auf „community“ stark. Andere Handlungskontexte erscheinen so zwar möglich, aber die Überzeugungen und Rechtfertigungen hingegen seien eher wechselhaft und „unausgegoren“ (S. 14). Die Abstraktheit universeller Prinzipien würden doch gar keine reale Niederschlagung finden. V. a., wenn man davon ausginge, dass dieser moralische Universalismus stets handlungsleitend für die Menschen und die Politik sei.

    Aus meiner Sicht stärkt er den Kommunitarismus gegenüber seinen liberalen KritikerInnen zwar den Rücken, doch stellt sich nicht vor ihn, weil er mit „Realismus“ einen eigenen Ansatz hat. Dies würde aber, wenn meine These in etwa zutreffen würde, den „Realismus“ möglicherweise gar nicht mehr so radikal kritisch erscheinen lassen. Außer im Laufe des Buches stellt sich heraus, dass der „eigene“ Ansatz wirklich ein „eigener“ ist und beide kritisiert bzw. eine dritte Perspektive eröffnet.
    Ich bin gespannt!

    Viele Grüße!

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