Erster studentischer Methodenworkshop „Dialektik“

Am Sonntag, den 7. Juli, haben wir uns als AG Politische Theorie in Hamburg zum ersten Mal für einem Workshop zusammengefunden. Unter dem als Workshopreihe konzipierten Titel ‚Methoden und Politische Theorie‘ verbirgt sich die von vielen Studierenden geteilte Frage, ob es innerhalb der Politischen Theorie so etwas wie Methoden im strengen Sinne überhaupt gibt. Bei Kaffee, Kuchen und einer nicht zu verachtenden Obstauswahl haben wir uns offen mit dieser Frage, am Beispiel der ‚Dialektik‘, auseinandergesetzt.

Das von uns dabei verfolgte Methodenverständnis ist zweideutig. Zum einen geht es um die Frage, ob es allgemeinere, eventuell sogar konkret benannte Denk- und Argumentationsmethoden und Vorgehensweisen gibt, die einer theoretischen Arbeit als Leitfaden dienen können. (Kann man zum Beispiel sagen, man arbeite ‚dialektisch‘ oder ‚analytisch‘?) Zum anderen geht es uns auch um das eigene Arbeiten und die eigene Methode bei dem Verfassen von Arbeiten zur Politischen Theorie. Von Beginn an war es unser Anspruch, mit dem Workshop für beide Dinge einen Raum zu schaffen.

Am Vormittag haben wir uns mit der ‚Dialektik‘ bzw. der ‚dialektischen Methode‘ auseinandergesetzt. Dazu haben wir mit Adornos ersten zwei Vorlesungen zur ‚Einführung in die Dialektik‘ einen klassischen Text gelesen, der eingängig in die Thematik einführt. Schon während der Diskussion des Adorno Textes, und dann auch bei der Einbeziehung eines aktuelleren Textes zur dialektischen Methode aus dem Jahre 2008,1 sind viele Fragezeichen, aber auch viele spannende Gedanken aufgetaucht.

Am wichtigsten war dabei neben der Erkenntnis, dass wir es uns mit der Dialektik zum Einstand der Workshopreihe nicht gerade leicht gemacht haben, folgendes: Dialektik beansprucht mehr zu sein als eine Methode. Es geht nicht nur um einen Weg der Erkenntnis, ein Vorgehen, mit dem man zu richtigen Schlüssen gelangt. Vielmehr setzt ein dialektisches Arbeiten auch ganz bestimmte Annahmen über die Einrichtung der Wirklichkeit voraus.

Nach einer erfrischenden Mittagspause, haben wir dann am Nachmittag unseren eigenen Methoden nachgespürt. Im Mittelpunkt stand das eigene Argumentieren und die Frage, was eine gute Argumentation ausmacht. Dazu haben wir gegenseitig, meist im Duo, Ausschnitte aus eigenen Arbeiten gelesen und anschließend zusammengetragen, was eine gute Argumentation ausmacht und welche Probleme bestehen bzw. beim durcharbeiten aufgefallen sind.

Mit einer kurzen Feedbackrunde haben wir den Workshop am frühen Abend beendet und freuen uns auf eine Fortsetzung der Workshopreihe in naher Zukunft!

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1  Leopold, David (2008): Dialectical approaches. In: Leopold, David / Stears, Marc (Eds.): Political Theory. Methods and Approaches. Oxford: University Press, 106-127.

Veröffentlicht von

Janosik Herder

hat in Bremen und Göteborg Politikwissenschaft studiert. Promoviert als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Osnabrück gerade über die politische Bedeutung der Informationstechnik. Interessiert sich für Poststrukturalismus, kritische Theorie, Kybernetik, Informationstheorie, Algorithmen und soziale Bewegungen.